Vereinsreise 2015
Früh an einem verregneten Sonntagmorgen traf sich eine Gruppe Wanderer am Bahnhof Reiden.
Vorfreude und Spannung lagen in der Luft. Wo geht es hin? Was werden wir erleben? Der Organisator hatte im Vorfeld nichts verlauten lassen und so wartete man gespannt auf die Überraschung. Diese nahte als bald in Form des schmucken rot-weissen Sonderzuges „Aargauer-Pfyl“ aus Richtung Luzern. Der Triebwagen (BDe 4/4 2) aus dem Jahre 1966 ist liebevoll restauriert und wird seit 2004 vom Verein Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz gehegt und gepflegt. Der Triebwagen bietet max. 48 Personen Platz und ist in den Fahrgastabteilen mitTischen ausgerüstet. Im ehemaligen Gepäckabteil befindet sich eine Bar mit Kühlschränken, Kaffee-Maschinen und einer Bord-Unterhaltungsanlage. Nebst dem Aargauer-Pfyl hat der Verein DSF noch einen Schweizer Pendelzug (RBe 4/4 Pendelzug), eine Rottenküche sowie Einzelwagen für die Extrazüge im Angebot. Die Ursprüngliche Entstehungsgeschichte des Vereins führt jedoch zurück auf den Erhalt von Draisinen. Doch dazu später mehr. Von den freiwilligen Helfern des Vereins freundlich und gut verpflegt mit Kaffee und Gipfeli begann das Abenteuer. Vorbei an Feldern und Häusern führte uns die Reise über Olten -Aarau -Brugg -Baden -Regensdorf -Effretikon -Winterthur -Seuzach - Etzwilen -Rafz -Eglisau -Zurzach bis nach Koblenz. Ein ausgeklügeltes System mit Zwischenstopps im einen oder anderen Bahnhof garantierte dem kleinen Sonderzug das problemlose Einfädeln zwischen dem fahrplanmässigen Bahnverkehr. Natürlich hatte die umsichtige Reisleitung auch an die Befriedung der unterschiedlichsten Verlange gedacht und daher ab und an etwas längere Pausen eingeplant. Sei es nun das harmlose Verlangen nach Bewegung, das unstillbare Verlangen nach dem Glimmstängel oder das einfache Verlangen der jüngeren Mitreisenden nach Snacks und Süssigkeiten aus dem Selecta-Automaten. Wie lange diese Ertragreiche Plünderung wohl unentdeckt geblieben ist? Es sei zu erwähnen, dass der genannte Automat an einem kleinen abgelegen Bahnhof ansonsten ein einsames Dasein fristet. Eins der Highlights des Tages kam kurz nach Winterthur in Sicht. Der Schaffhauser Rheinfall zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Zum Glück war in der Sonderfahrgenehmigung das passieren des Rheinfalls im Zeitlupentempo inbegriffen wodurch alle den Anblick gebührend geniessen konnten. Manch eine war von dem spektakulären Anblick derart gebannt, dass sie vollends vergass ein Erinnerungsbild für den Ausflugsbericht zu knipsen. Weiter ging die Fahrt vorbei an Wäldern und See in gemütlicher Atmosphäre. Manch Einer Nutze die Zeit zum Sinnieren. Wieder Andere zum Philosophieren oder gar die vergangen Tage, Wochen, Jahre gemeinsam zu reflektieren. Pläne wurden geschmiedet und Termine vereinbart. Es wurde gelacht und diskutiert, getuschelt und lamentiert – ach so ein Zug ist doch was feines, gibt er doch Raum für Grosses und Kleines. Die Zeit verging wie im Flug und alsbald traf die illustre Truppe im Depot des Vereins DSF in Koblenz ein. Was gab es da alles zu entdecken! Lokomotiven, Waggons und Draisinen in den verschiedenste Arten und Grössen. Doch halt! Das musste warten. Im oberen Stock des seit 2013 Schritt für Schritt sanierten Depots waren die Tischebereits liebevoll gedeckt und das reichhaltige Buffet wartete nur auf die hungrigen Mäuler. Da war für jeden etwas dabei. zarter Schinken im Brotmantel mitverschiedenen Salaten und Saucen sowie Nudeln mit Tomatensauce und Käse. Das Schlemmen konnte beginnen! In einer gemütlichen Atmosphäre freundlich umsorgt von weiteren freiwilligen Helfern des Vereins DSF wurde das Mittagessen genossen. Gestoppt wurde dies nur noch von einem delikaten Dessertbuffet. Verführerisch arrangiert warteten mini Ausgaben von Schoggimousse, Vanillecornet, Fruchttörtchen und einiges mehr darauf die Tasse Kaffee zu ergänzen. Die verschiedenen Köstlichkeiten fanden so grossen Anklang, dass es dem Fotografen nur unter Mühen gelang noch einen der kleinen Träume bildlich festzuhalten. Bevor die Rückreise angetreten wurde durften die Teilnehmer in einem kurzenVortrag mehr über die Entstehung des Vereins und der Draisine erfahren. Den Ursprung des Vereins bildete die Übernahme von zwei SBB-Draisinen, welche durchSBB-Angestellte vor der Verschrottung bewahrt wurden, im Jahr 1995. Die revidierten Fahrzeuge weckten auf ihren Fahrten schon bald das Interesse anderer Eisenbahner und Eisenbahnfreunde wodurch die Mitgliederzahl und auch die AnzahlFahrzeuge stetig wuchs. Im Jahre 1996 wurde schliesslich die Interessengemeinschaft Draisinen Sammlung Fricktal gegründet. Um einerseits Einnahmen für den Erhalt der Draisinen zu generieren und gleichzeitig einen letzten Zeugen der 1997 stillgelegten Wohlen-Meisterschwandenbahn zu retten wurde 2005 der heutige Aargauer-Pfyl erworben. Fortan wurden damit Extrafahrten angeboten. Das Glück wollte es, dass im Jahre 2006 das Lokdepot Koblenz kurz vor dem endgültigen Abriss vom Verein DSF gerettet werden konnte. So fanden nun der Triebwagen und ein Teil der Sammlung ein geschütztes Plätzchen. Im Laufe der Jahre durchlebte der Verein Veränderungen und Entwicklungen bis zu guter Letzt der heutige Verein Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz geboren war. Es war spannend zu hören was die Sammlungsstücke früher alles geleistet hatten und warum es einmal mehr wichtig war ein Stück Geschichte zu erhalten. Lieber Leser ein Besuch der Homepage des Vereins www.dsf-koblenz.ch lohnt sich allemal. Viel Spannendes ist dort zu erfahren. Wer weiss, vielleicht sitzen Sie das nächste Mal in einem der nostalgischen Züge und geniessen eine angenehme Fahrtdurch die wunderschöne Schweizer Landschaft. Der Zeitpunkt des Aufbruchs kam leider viel zu schnell und es wurde Zeit dieRückreise anzutreten. Auch hier galt es wieder elegant zwischen dem ordentlichen Fahrplan hindurchzugleiten. Als weiteres Zückerli für die Teilnehmer hatte dieReiseleitung für die Heimfahrt eine andere Strecke gewählt. Von Koblenz über Laufenburg, Rheinfelden nach Basel und weiter über Liestal, Sissach, Läufelfingen und Olten bis zurück nach Reiden führte der Weg auf den Schienen. Die Landschaft zog vorbei, die Insassen waren gut gesättigt, der Aargauer-Pfyl ruckelte rhythmisch und so fand der Eine oder Anderen den Weg ins Schlummerland. Doch was war das? Eine Burg oder doch ein Schloss? Ah! Es waren die imposanten Gebäude der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden. Manch einer sah es zum ersten Mal und war beeindruckt von Grösse und Pracht. Im Laufe der Fahrt verabschiedeten sich die Wolken und die Sonne lächelte strahlend auf die Reisegesellschaft hinab. Ein gelungener Abschluss eines tollen Tages. Coco